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Zu Gast bei Gadhafi
Eine Reise durch die libysche Sahara 2004
TEIL 3
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Al Gatrun und sein Fort

Am nächsten Tag erreichen wir Al Gatrun. Wir suchen das Campement, das sich beim alten Fort befinden soll. Zuerst passieren wir die verfallene Altstadt. Der einzige, der heute mein Interesse für die Besichtigung von alten Ruinen teilt, ist Rex. Die Gerüche dort müssen hinreißend sein! Von Einheimischen werden wir auf den Hügel zum Richtfunkmasten gelotst. Dort gegenüber befindet sich der Eingang zum Fort und im dem Fort befindet sich das Campement. Es gibt Gästezimmer, die sich um den großen Innenhof mit Brunnen gruppieren, und es gibt warme Duschen! Man kann aber auch einfach sein Zelt im Innenhof aufschlagen. Auf Wunsch wird uns ein Abendessen bereitet, bestehend aus einem großen Topf Hühnersuppe und einem Topf Kamelgulasch. Beides schmeckt lecker. Der Preis für Übernachtung und Abendessen unserer achtköpfigen Truppe beträgt 120 Dinar, also ungefähr 80 Euro. Der Betreiber des „Campements Wady Al Hikma“, Monsieur Mohammad Tahar Ahmed Abaya, ist ein sehr gut informierter und weitgereister Mann, der auch als Guide seine Dienste anbietet. Al Gatrun ist die südlichste Stadt Libyens. Reisende in den Tschad und den Niger müssen hier die Ausreise- und Zollformalitäten erledigen. Vielleicht kommen wir ein andermal auf die Dienste von Monsieur Abaya zurück?

Am nächsten Morgen decken wir uns am gut bestückten Markt mit frischem Obst und Gemüse ein, kaufen Litham-Stoffe, unsere Männer wollen sich jetzt auch verschleiern, gehen telefonieren und betanken die Autos. Auch eine kleine Reparatur am Auspuff des Blauen kann in einer Werkstatt erledigt werden.

In der Einsamkeit des Jabal Ghanimeh

Wir folgen der Wegbeschreibung von Monsieur Abaya und fahren ca. 40 km neben einer zusammengebrochenen Teerstraße bis zu einem großen Sendemast. Dort ist der Ausgangspunkt einer Piste in den Jabal Ghanimeh, unserem nächsten Ziel.

Die flache und karstige Landschaft ist von Wadis durchzogen. Bei jedem Halt finden wir neue Artefakte, vor allem Schabesteine mit deutlich gearbeiteten Fingergriffen. Den besten Fund macht Tina: eine Axt, deutlich auszumachen das Loch, in dem der Griff befestigt war.

Dann führt die Fahrt durch einen ehemaligen Wald. Versteinerte Holzstämme in allen Größen sind im sandigen Gelände auszumachen und lassen sich leicht vollständig ausgraben. Wir tragen zusammen, was sich so findet und haben im Nu einen ganzen Holzstapel aufgebaut.

Bei bedecktem Himmel erreichen wir den wild-schönen Gebirgsstock des Jabal Ghanimeh. Djima entdeckt Mufflon-Spuren. Der steile Aufstieg über eine Schotter-Piste erweist sich als schwierig. Wir müssen erst etliche große Steine und Felsbrocken aus dem Weg räumen, bevor wir mit unseren für diese Piste etwas zu breiten Autos weiterfahren können. Endlich liegt vor uns das Plateau des Jabal Ghanimeh, eine weite Hochebene aus Geröll, die es zu durchqueren gilt.

Wir stoßen auf eine Ansammlung von Holzbrettern, die über die Gegend verstreut liegen. Erst  nach genauer Begutachtung wird uns klar, dass es sich um geöffnete Waffen- und Munitionskisten handelt. Wir laden einige Bretter auf, denn als Brennholz eignen sie sich bestimmt gut.

Unsere Fahrt endet abrupt vor einem grandiosen Canon. Die Aussicht ist überwältigend, nur leider ist hier die Piste zu Ende. Ein Kamel würde vielleicht den Abstieg bewältigen, für unsere Autos gibt es keine Möglichkeit. Es ist schon spät und so schlagen wir unser Lager auf und genießen den Sonnenuntergang über dem Canon. Heute Abend sind wir Djimas Gäste. Er war so begeistert, weil uns in Al Gatrun das Kamelgulasch schmeckte, dass er dort auf dem Markt frisches Kamelfleisch gekauft hat. Wir werden bekocht!

Die Nacht war anstrengend. Ein starker Wind, der, mal sehr kalt, dann wieder warm, das Zelt ständig niederdrückte, ließ mich kaum schlafen. Morgens bläst dann der trocken-kalte Nordost-Passat,  genannt Harmattan. Er ist dem bayerischen Föhn vergleichbar und die Sahara verdankt ihm ihre dauerhafte Hochdrucklage. Das Wüsten-Klima kostet Kraft. Häufig fühle ich, wie mir trotz Zelt nachts der Wind alle Feuchtigkeit aus dem Körper zieht. Der hohe Temperaturgradient, d.h. der starke Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht, wie auch zwischen Sommer und Winter, wird verursacht durch die niedrige Luftfeuchtfeuchtigkeit, die hier in der libyschen Sahara Extremwerte bis nur noch 5% erreichen kann.

Wir müssen umkehren und auf dem Plateau ein Stück zurückfahren. Wir wollen in das Tal der Felsbilder, das an der Ostflanke des Jabal liegt. Als wir auf eine rechts abgehende Piste stoßen, folgen wir ihr. Wir erreichen den östlichen Abbruch des Gebirges und können eine Route ausmachen, die den Abbruch hinunterführt. Nach einigem Suchen finden wir die Schotterpiste und wagen die steile Abfahrt in das Wadi.

Endlich fündig: Felszeichnungen aus prähistorischen Zeiten

Das Wadi ist sandig, steinig, wild-romantisch. Zwischen trockenen Grasbüscheln und Akazienbäumen macht Djima Antilopenspuren aus. Hier unten im Wadi befand sich der Flusslauf, an dessen Ufern steil die Felsen emporragten, in denen die Menschen prähistorischer Zeiten ihre geschützten Wohn- und Kultstätten hatten. An Felsüberhängen brachten sie ihre Kunstwerke an, aufgetragen mit Naturfarben aus gemörsertem, farbigem Gestein. Unten im Tal stillten an den grünen Ufern Strauße, Gazellen und Giraffen ihren Durst am Fluss.

 

Die Abbildungen dieser Tiere finden wir heute auf Felsbrocken, welche die Erosion im Laufe der Jahrtausende aus der Felswand brach und die heute am Boden des Wadis liegen (GPS; N25°12.04/E15°46.69). Auch Menschenabbildungen und nicht deutbare Symbole lassen sich finden. Die Motive belegen, dass es sich um Bilder aus der frühesten Periode von Felsmalereien handelt, der sogenannten Jäger- und Wildtierperiode, die ungefähr ab dem 7.Jahrtausend vor Chr. begann. Es finden sich auch Abbildungen von Kamelen, aus späterer Zeit stammend, aus der Kamelperiode, die erst einsetzte, nachdem das Kamel in großem Umfang die Sahara erobert hatte, also nach der Zeitenwende.

Es soll hier noch viele Wadis geben, in denen sich Felsmalereien finden. Vielleicht würden wir dort auf Abbildungen aus der Rundkopf-, der Rinder- oder der Pferdeepoche stoßen. Vielleicht würden wir die alten Schriftzeichen des Tifinar finden, das heute noch die Schrift der Tuareg bildet. Leo Frobenius, ein früher Felsbildforscher, bezeichnete diese Abbildungen als Felsenbücher, die Aufschluss geben über das Leben und die Kultur der frühesten Wüstenbewohner. Doch wie so viele Reisende vor uns, haben auch wir nicht die Zeit und die Muße, uns auf die Suche nach weiteren Felsenbüchern zu begeben. Schade!

Wir verlassen das Wadi. Gelb-schwarze Kiesfelder täuschen mit ihren unterschiedlichen Farbschattierungen einen Bewuchs vor. Zeugenberge erwachsen der Ebene. Dann bewältigen  wir wieder den steilen Aufstieg hinauf auf das Plateau des Jabal Ghanimeh . Der Ausblick von oben, zurück auf die Ebene mit ihren daraus aufragenden Bergen, ist atemberaubend.

In einem Wadi, von Geröll und Sandbergen umgeben, finden wir gegen Abend einen windgeschützten Lagerplatz. Nachts sucht uns wieder ein Klimaphänomen heim: gegen drei Uhr wird es sehr warm, um dann wieder bis zum Morgen stark abzukühlen.

Über Umm al Aranib zur Teerstraße

Wir folgen einer rumpeligen Bergauf-Bergab-Piste. Bis zur Straße bei Maidul haben wir noch ungefähr 150 km zu bewältigen. Langsam geht der dunkelgelbe Kiesel in hellgelben Sand über. Die Berge werden flacher und vereinzelter.

Vor uns taucht eine Art Hütte auf, die sich beim Näherkommen als ein aufgelassener Wohncontainer entpuppt ( GPS: N25°41.79/E15°28.28). Der Wind bläst den Sand durch die nur noch ansatzweise  vorhandenen Fenster, Türen, Böden, Dächer. Es liegen überall Schuhe herum. Wirklich merkwürdig. Nur dieser Container und die Schuhe. Mehrere Paar Militärstiefel finden sich in einer alten Feuerstelle, einzelne Sandalen liegen verstreut im Sand, ein paar helle Straßenschuhe baumeln, aufgehängt an einem Draht, am Eingang der Hütte. Hat das eine Bedeutung? Hat sich hier in dieser absolut menschenleeren Gegend irgendetwas abgespielt? Wir können das Rätsel nicht lösen und fahren weiter.

Auf der Hamada-Platte kreuzt ein Pick-up unseren Weg, seit Tagen das erste Fahrzeug, das uns begegnet. Es ist vollgeladen mit Schwarzafrikanern. Wir halten an, grüßen, fragen nach dem Weg zur Teerstraße. Später erklärt Djima, das seien „Menschenangler“ gewesen, Leute, die Sudanesen illegal nach Libyen bringen. Nach weiteren 50 km erreichen wir endlich wieder eine menschliche Ansiedlung, Terbu. Um von hier nach Umm Al Aranib zu gelangen, müssen wir den Zungenausläufer eines Sandfeldes des Idhan Mursuk durchfahren, der hier eine Barriere bildet. Nach weiteren 30 km durch das Sandfeld und einem heftigen Einsanden des Roten erreichen wir die Teerstraße südlich von Umm Al Aranib.

Die Zivilisation hat uns wieder! Gleich in Taraghin kaufen wir uns Brot, Süßigkeiten, Cola und Mineralwasser. Djima muss herzlich lachen, als er den Preis für das Mineralwasser hört. Für den Preis von einer Flasche Wasser würde man auch vier Liter Diesel bekommen!

Sebha und sein Emigrantenproblem

Wir campieren etwas außerhalb des Ortes. Das Klima wird angenehmer, der Wind nimmt ab und die Temperaturen erreichen beim Frühstück ganze 8°C. Auf der Teerstraße nähern wir uns von Süden kommend Sebha. Ungefähr 30 km vor der Stadt befindet sich der Be-und Entladeplatz für die aus dem Niger und dem Tschad kommenden Lkws. Es ist ein Endpunkt der Transsahara-Strecke. Hier stranden die aus Schwarzafrika einreisenden Emigranten. Kurze Zeit später säumen großflächig Schuttberge die Straße an beiden Seiten. Hier standen noch vor Kurzem Trabanten-Slum-Städte, in denen sich die Flüchtlinge aus dem Süden eingerichtet hatten. Im Göttler-Reiseführer kann man darüber lesen: „Im Süden Sebhas am Außenring existiert für diese Menschen eine ganze Stadt (offensichtlich von den Behörden nicht mehr kontrollierbar) mit schätzungsweisen mehreren zehntausend Bewohnern; teilweise hier gestrandet, können sie sich nur noch durch kriminelles Verhalten über Wasser halten... von geschlossenen Höfen in dieser Out-Law-Trabantenstadt starten die Lkw in die Sahel-Länder, voll bepackt mit (Schmuggel-)Waren und Menschen ohne Papiere...“ Die Trabantenstadt existiert nicht mehr. Alles ist von Bulldozern niedergewalzt. Was ist aus den Menschen geworden, die diese Stadt einst bewohnten? Sind sie zurück gewandert in den Süden? Sind sie auf den Weg nach Europa? Sind diese Transsahararouten nicht auch heute noch moderne  Sklavenstraßen, auf denen sich Ströme von Leiden,  Armut und Hoffnungslosigkeit aus Schwarzafrika einen Weg in die reichen Länder des Nordens bahnen? Wie sind angesichts dieser libyschen Erfahrungen Vorschläge von deutschen Ministern zu bewerten, die Auffanglager für afrikanische Wirtschaftsemigranten in nordafrikanischen Ländern fordern? 

Djima versichert uns, Sebha wäre wieder sicher, das schwarzafrikanische Problem gelöst.

In Sebha besuchen wir unsere Reiseagentur, die hochmodern ausgestatteten Büros von „Africa Tours Libye“. Wir werden herzlich empfangen, bekommen Tee serviert und können über Computerverbindung mit der Heimat telefonieren. Tina lässt sich zum Markt fahren, um Myrrhe, hier „Loban“ genannt, einzukaufen. Es soll helfen, den rechten Weg zu finden. Dann machen wir noch einen kleinen Stadtbummel, versorgen uns mit gegrillten Hühnchen, gefüllt mit Reis und Nudeln, und kaufen CDs mit libyscher Musik. 

Beim Verlassen der Stadt fahren wir durch Vororte, Slums, von Schwarzafrikaner bewohnt. Es gibt sie also doch noch, auch hier in Sebha, wenn auch in geringer Anzahl. Es folgen die Stallungen und Verschläge für die Tierhaltung (Kamel, Schafe, Hühner) und dann wird es richtig grün, Oasenanbau, vor allem das dringend benötigte Viehfutter wird hier erzeugt. Langsam türmen sich links und rechts der Straße Dünen auf,  Ramlah Zelaff . Dieses Dünenfeld wird uns noch lange in Erinnerung bleiben, denn um uns einen kleinen Mittagsimbiss zu gönnen, fahren wir rechts neben die Teerstraße. Der Blaue gräbt sich ganz schrecklich in den Sand ein, viel Blech muss untergelegt werden, und es dauert eine volle Stunde, bis die zehn Meter zurück zur Teerstraße überwunden sind. Die in ihren Autos vorbeifahrenden Libyer erteilen gute Ratschläge und  amüsieren sich.

Über Brak nach Idri: zurück auf die Piste

Der nächste Ort ist Brak. Wir nehmen den falschen Abzweiger und sind plötzlich in den Außenbezirken. Dies erweist sich für mich als großes Glück! Denn endlich sehe ich einen Verkaufsstand, an dem hübsche Palmholzmöbel feilgeboten werden. Eine Bank mit Tischchen werden gekauft und auf dem Autodach verzurrt.

Wir durchfahren die Orte Gardan, Quartan und Idri. Die Straße ist zum Teil von Dünen verweht. Nach Idri verlassen wir die Teerstraße und finden einen hübschen Lagerplatz in einem Wadi. Rex ist nachts sehr unruhig und Djima meint, er hätte Schakale gehört.

Salzseen, Palmenoasen und zugewehte Sandpisten

Die Piste führt durch Geröll- und Sandfelder, aus denen Bergkegel und Zeugenberge ragen. Zur Rechten erstreckt sich ein großer Salzsee. In einem Dattelhain treffen wir auf den Libyer Mahamet. Wir unterhalten uns ein bisschen und Mahamet lobt die Qualität seiner hier erzeugten Datteln. Wie viel Pflege benötigt doch eine Dattelpalme, damit sie auch einen guten Ertrag, das können bis zu 100 kg Datteln im Jahr sein, bringt. Nötig ist eine stetige Bewässerung, wobei das Wasser nicht zu salzig sein darf, damit die Ernte, ausgeführt von September bis Januar, garantiert ist. Wichtig ist das Geschlecht jeden Baumes, die männlichen Datteln liefern den Samen, die weiblichen die Früchte. Es genügen nur wenige männliche Bäume, um viele weibliche Blüten zu bestäuben. Bis zu 80 Jahre alt kann so eine Palme werden, wenn sie stets „den Kopf im Feuer und die Füße im Wasser“ hat. Datteln sind einzigartige Früchte. Sie enthalten alle Nährstoffe und Vitamine, die der menschliche Körper zum Leben braucht. Die Kohlehydrate bestehen in erster Linie aus leicht verdaulichem Invertzucker, wie er auch im Honig enthalten ist. Datteln sollen helfen bei Herzkrankheiten, Muskelschwäche und Nervosität. Mit Hilfe der Datteln ist ein Überleben in der Wüste möglich. „Deglet-en-Nour“, Finger des Lichts, heißt die köstlichste Sorte. Wir machen Fotos und versprechen Mahamet, Bilder zu schicken.

Vorbei an einem verlassenen Dorf mit Tierpferchen und Brunnen erreichen wir einen weiteren, großen Salzsee mit vielen feuchten Stellen an seinen Rändern. Wir fahren entlang einer Pipelinepiste und kommen zu einer schönen, mit Grasbüscheln und wenigen Büschen bewachsenen  Düne – unsere Bleibe für diese Nacht. Eine Eule steigt auf, Spuren von einem Salamander, von Mäusen und von Schlangen finden sich im Sand. Eine Schwalbe umfliegt in immer engeren Kreisen neugierig unser Lager. Die Wüste lebt!

So idyllisch der Lagerplatz war, so grausam war der nächtliche Sandsturm. Morgens ist unsere Piste verschwunden, an deren Stelle befindet sich ein Dünenfeld. „Où est la piste? Où est la piste? », fragt Hellmut verblüfft. « C’est là ! », antwortet Djima und zeigt auf einen Sandhaufen. Statt auf einer Piste fahren wir halt jetzt durch ein Dünenfeld - bis wir zu einem weiteren Salzsee kommen. Stets darauf bedacht, nicht an den feuchten Stellen einzubrechen, ackern wir mit den schweren Autos an seinem Ufer entlang. Wir versuchen, den Salzsee möglichst weitläufig zu umfahren. Plötzlich geht es nicht mehr weiter. Wir befinden uns in einem Kessel, der von einem engen Dünengürtel umschlossen ist. Wir kreisen in diesem Dünental. Überall versperren uns neue kleine Baby-Dünen, die bis zu 100 m im Jahr wandern können, die Durchfahrt. Endlich finden wir einen Weg heraus. Und weiter geht es am Ufer des Salzsees entlang, wo der Rote prompt doch noch in ein Schlammloch bricht. Noch einmal müssen auf dieser Tour  die Bergegurte aktiviert werden.

Endlich haben wir wieder festen Boden unter den Rädern. Dem Blauen bricht heute zum zweiten Mal der Auspuff ab und muss provisorisch befestigt werden. Verschleißerscheinungen nach drei Wochen Saharafahrt. In einem wunderbaren Dünenfeld schlagen wir unser Lager auf. Der abendliche Blick von den Dünen reicht in weite Ferne. Auf Gipfeln oberhalb fantastischer Felsabbrüche leuchten Felsnasen von orange bis violett wie Burgzinnen im Abendrot. Die Konturen heben sich haarscharf und überdeutlich vom Hintergrund ab. Ein libysches Alpenglühen!

Schon bald wechselt am nächsten Tag das Dünengebiet in eine Kiesebene. Es geht entlang eines grandiosen Felsmassivs. Unsere Autos arbeiten sich auf dessen Plateau hinauf.  Felsfiguren, wie der Fantasie eines Bildhauers entsprungen, steigen aus dem Boden. Dann wird das Plateau öde und die Fahrt endlos.

Der Kreis schließt sich: zurück am Bir Fartasse und weiter nach Dadj

Am nächsten Tag sind wir zurück am Bir Fartasse. Die großen Wasserflächen, die hier noch vor drei Wochen das Bild bestimmten, sind verschwunden. Der Regen hat genug Feuchtigkeit hinterlassen, um die Wadis in hellen bis giftigen Grüntönen leuchten zu lassen. Überall blühen gelbe Blümchen und weißer Wüstenginster. Unmengen der ungenießbaren gelben Kugeln des Bitterkürbisses – „Koloquinte“ - bedecken den Boden. Hirten sind mit ihren Ziegen- und Schafherden unterwegs.

Bald erreichen wir die Teerstraße, die Dadj mit den Ölcamps verbindet. Und bald sind wir dann direkt in Dadj. Tanken, Wasser aufnehmen, einkaufen, Tee trinken. Von nun an bringt uns die Teerstraße mit jedem Kilometer der Zivilisation näher. Das denken wir zumindest solange, bis wir einen schönen Palmenhain nicht weit von der Teerstraße als Lagerplatz erkoren haben. Doch Djima umrundet misstrauisch jede Palme und wird fündig: eine fette Puffotter schlängelt sich entlang des Palmenstamms! Wir betrachten sie mit Gruseln und suchen das Weite. Ein Lagerplatz in einem Bergeinschnitt, ohne Palmen dafür auch ohne Schlangen, bietet uns für diese Nacht Schutz.

Nur noch ein Katzensprung von Nalut zur Grenze

Die letzten 300 km bis zur libyschen Grenze liegen vor uns. Endlich erscheinen wieder Olivenbäume im Landschaftsbild. Das viele Regenwasser ist versickert und es ist nicht mehr kalt wie noch vor drei Wochen. Wir erreichen Nalut, folgen der Serpentinenstraße hinunter in die Ebene, fahren bis nach Zuara. Den letzten Abend in Libyen verbringen wir nahe der Küste an einem ausgetrockneten Salzsee zwischen Feigen- und Olivenbäumen. Die Zikaden geben ein Abschiedskonzert.

Abschiednehmen

Vor dem Grenzübergang haben sich lange Autoschlangen gebildet. Die meisten Wagen tragen tunesische Kennzeichen. Manche dieser Fahrzeuge überqueren die Grenze bis zu vier mal am Tag, um in Libyen günstig Sprit einzukaufen und diesen mit Profit in Tunesien zu verkaufen. Auch andere Dinge des täglichen Lebens, v.a. Elektroartikel, die in den Bazaren der libyschen Grenzorte billig, weil subventioniert, angeboten werden, finden sich gleich hinter der Grenze zum Wiederverkauf in den Bazaren der tunesischen Grenzorte.  Dieser kleine Grenzhandel wird sowohl von Libyen als auch Tunesien toleriert.

Während wir auf die Zollbeamten warten, unterhalten wir uns mit einem ägyptischen Arzt, der gerade die Einreiseformalitäten nach Libyen erledigt. Er ist Facharzt für Hautkrankheiten und möchte in Tripolis eine Praxis eröffnen. Er erzählt, dass in Libyen auf die knapp sechs Millionen Einheimischen volle acht Millionen Ägypter kämen, die in Libyen ein Auskommen  gefunden haben. Dazu bietet Libyen einer Unmenge Algeriern, Marokkanern und Tunesiern Jobs, nicht zuletzt in der Gastronomie. Hinzu kommen Abertausende illegal eingereiste Menschen aus den südlich angrenzenden Armenhäusern Afrikas wie Nigeria, Tschad und Niger. All diese Menschen zu integrieren und am Reichtum Libyens partizipieren zu lassen, stellt eine wahrlich große Leistung dieses Wüstenstaates dar.

Unsere Fahrt durch Libyen war eine aufregende, interessante und intensive Reise, auf der wir für alle Strapazen mit neuen Erfahrungen und spannenden Erlebnissen belohnt wurden. Der Abschied von Djima, unserem zuverlässigen und liebenswerten Reisebegleiter, ist herzlich. Wir winken zurück, während wir langsam auf die tunesische Grenze zurollen. Wie heißt es doch gleich in Gadhafis  „Grünem Buch“: „Beziehungen entstehen zwischen Menschen und nicht zwischen Völkern“.

Angelika Gutsche, München
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