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Zu Gast bei Gadhafi
Eine Reise durch die libysche Sahara 2004
TEIL 1
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Die Anreise

Nachdem uns schwere Schneefälle schon durch ganz Italien begleitet hatten, lässt das miese Wetter auch in Tunesien nicht nach. Nahe dem Ort Aghir haben wir auf der Halbinsel Djerba mit unseren beiden großen Magirus-Deutz-Autos, dem Blauen und dem Roten, auf dem fast leeren Campingplatz „Sidi Ali“ Quartier bezogen. Um die Wartezeit bis zur Ankunft des Flugzeugs, das den Rest der Crew nach Afrika bringt, etwas zu verkürzen, lassen wir die Wagen in einer Garage von Aghir abschmieren und waschen. Dann endlich ist die Maschine gelandet und unsere Mannschaft komplett: zwei Frauen, sechs Männer und ein Hund.

Wichtl will die gesamte Libyenfahrt auf seinem Motorrad bewältigen. Die auf der Ladefläche des Blauen hierher transportierte BMW  herunter zu wuchten, stellt einen Kraftakt dar. Endlich ist es geschafft und es werden die Reiseutensilien aus-, um-, neu gepackt. Als wir endlich mit allem fertig sind, gönnen wir uns im „Medina“, einem netten, außerhalb des Campingplatzes gelegenem Einheimischen-Restaurant, das erste Kuskus-Essen. Wir besprechen noch einmal die Reiseroute, die uns ganz in den Südwesten des Landes führen soll: durch die Dünenfelder des Idhan Ubari hinunter nach Al Awaynat, über Ubari, Germa und Murzuk, durch den Idhan Murzuk bis nach Al Gatrun. Dann planen wir einen Abstecher zum Jabal Ghanimeh, um anschließend die Rückreise über Sebha, Brak und Idri, vorbei an den Salzseen, bis nach Darj anzutreten. Diesmal wollen wir die touristischen Sehenswürdigkeiten wie Mandara-Seen und Akakus-Gebirge, die wir schon von früheren Reisen kennen, links liegen lassen, und uns voll auf das Erlebnis „Wüste“ konzentrieren.

Starker Regen, der die ganze Nacht auf unsere Zelte prasselte, und orkanartige Windböen ließen uns kaum schlafen. Nach einem verregneten Notfrühstück brechen wir in Richtung libyscher Grenze auf. Wichtl fährt voraus und wir können den Armen nur bedauern, wie er versucht, mit seinem Motorrad den allergrößten Regenpfützen auszuweichen. Über Zarzis und Ben Guerdane (hier wedeln immer noch Tunesier mit libyschen Geldbündeln und wollen so Libyen-Touristen zum Geldwechsel animieren: siehe meinen Reisebericht Libyen 2000)  erreichen wir den Grenzort Ras Ajdir.

Endlich in Libyen!

Bereits von Deutschland aus hatten wir die empfehlenswerte Reiseagentur „Africa Tours Libye“ aus Sebha für diese Reise als Partner gewählt (africatours.ly@hotmail.com) und uns so die zum Erhalt der Visa benötigten Einladungen nach Libyen besorgt. Die beiden uns zugeteilten Reisebegleiter, zwei Libyer, durch ihren Litham, den Gesichtsschleier,  deutlich als Tuareg erkennbar, erwarten uns schon winkend und lachend am ersten Schlagbaum des Grenzübergangs.

Ein großes, neben der Straße angebrachtes  Gadhafi-Plakat, lenkt alle Aufmerksamkeit auf sich. Etliche Gebäude mit Büros sowie große Hallen zur Zollkontrolle säumen die Fahrspuren. Für uns gibt es viel zu erledigen: zuerst den Pass abstempeln lassen, dann das Auto-Carnet besorgen, dann eine Autoversicherung abschließen, dann die neuen Nummernschilder abholen, dann durch den Zoll, dann Geld wechseln... Bei der Erledigung all dieser Einreiseformalitäten sind unsere Reisebegleiter eine große Hilfe.

Als wir endlich nach vier Stunden alle Grenzformalitäten erledigt haben und unserer Einreise in die „Islamisch-sozialistische Volksrepublik“ nichts mehr entgegen steht, atmen auch unsere beiden Tuareg auf. Muhamat ist in Ubari zu Hause und Djima kommt aus Sebha. Muhamat zählt schon 60 Jahre und hat das gegerbte Gesicht und die wach-flinken Augen des erfahrenen Wüstennomaden. Leider spricht er nur Tamaschek, die Sprache der Tuareg, so dass wir häufig auf Djimas Dienste als Übersetzer angewiesen sind. Djima ist Mitte Dreißig, klein und drahtig, mit lustigen Augen. Er lacht gern und spricht sehr gut französisch. Im Laufe der Tour wird sich immer mehr herausstellen, welche Bereicherung diese Begleitung für unsere Reise darstellt.


Von der Küste bis Nalut: Regen

Bald nach der Grenze erreichen wir den Ort Zuara. Wir versorgen uns mit Brot und Obst und da der Regen wieder heftiger geworden ist, kommen wir von den Einkäufen patsch nass zurück. Die Küstenstraße müssen wir hier verlassen und nach rechts abbiegen. Ab jetzt geht es immer Richtung Süden!

Drei Kilometer Küstenstreifen sind schnell durchquert, dann folgt der fünfzig Kilometer breite Steppenstreifen und dann noch mal fünfzig Kilometer Vorwüstenstreifen, bevor die Vollwüste erreicht wird. Steppe? Vorwüste? Vollwüste? Alles steht unter Wasser! Die Teerstraße führt an Strommasten entlang durch große, von Grasbüscheln durchsetzte Sandebenen, auf die der Regen peitscht. Weit und breit keine Unterschlupfmöglichkeit für die Nacht. Wir können nicht einmal von der Straße weg in den Sand fahren, weil unsere Autos unmittelbar im Schlamm versinken würden. Auch Muhamat und Djima wiegen bedenklich den Kopf. Der Regen geht in Sturm über und langsam fängt es an zu Dunkeln.

Endlich tauchen rechter Hand drei unfertig und verlassen wirkende Häuser auf, zu denen ein kleines Sträßchen führt. Es bleibt keine Wahl. Wir brauchen für die Nacht eine Bleibe.

Als wir uns den Gebäuden nähern, streckt ein junger, schwarzer Mann seinen Kopf aus der Türöffnung und betrachtet neugierig unsere Ankunft. Der Platz hier ist also nicht verlassen. Muhamat und Djima übernehmen die Begrüßung und erklären die Situation. Sogleich werden wir freundlich ins Innere des Raumes gebeten. Drei Männer sitzen um ein kleines, offenes Feuerchen in der Raummiete und kochen Tee. Sie rücken zusammen und bieten uns Platz an. Es sind Kamelhirten, Emigranten aus Schwarzafrika. Sie erzählen, dies sei ein Sammelplatz für Kamelherden, denn es gäbe hier einen Brunnen mit elektrischer Pumpe.

Die drei Häuser sind grob aufgemörtelt, befinden sich in einer Art Rohbau. Die Türen und Fenster bestehen nur aus Öffnungen, die Fußböden sind versandet. Außerhalb sind große Haufen Stacheldraht gelagert, für Weide-Umzäunungen. Das Ganze wirkt bei diesem nass-kalten Wetter sehr trostlos. Wir sind trotzdem erleichtert, dass wir bleiben können und schlagen in einem der leerstehenden Häuser unsere Zelte auf. Wichtl ist so durchfroren, dass er sich vor Steifheit kaum noch bewegen kann. Die Campingküche installieren wir in einer Ecke des Raumes, in dem die Hirten an ihrem Feuerchen sitzen. Sie bieten uns heißen Tee in kleinen Gläsern und Nudeln mit Tomatensauce und Thunfisch an. Wir probieren vom Gemeinschaftslöffel. Ich koche auch Spaghetti mit Tomatensauce, während Temo, der die Crew des Blauen bekocht, heute auf Fertig-Thai-Suppe setzt. Bald sitzen wir alle um das wärmende Feuerchen, lassen uns Suppe und Spaghetti schmecken und sind dankbar für das trockene Plätzchen. Unsere Gastgeber streuen duftendes Harz, vielleicht Myrrhe, ins Feuer. Wir bieten Kuchen an und trinken unauffällig ein bisschen Rotwein aus Kaffeebechern. Man rückt zusammen. Es ist gemütlich. Draußen tobt noch immer der Sturm.

Der Rest der Nacht wird weniger gemütlich. Der Wind pfeift durch die nicht vorhandenen Türen und Fenster und rüttelt an den Zelten. Morgens zeigt das Thermometer nur 5°C, ein kalter Wind bläst, aber der Regen hat aufgehört und es scheint die Sonne. Wir brechen Richtung Nalut auf.

Die Teerstraße schraubt sich in Serpentinen hoch auf das Plateau hinauf. Wir sind in  Nalut angekommen. Ein wahrer Bauboom hat diese Stadt erfasst. An der Tankstelle führt man Gespräche über den Kauf von dringend gebrauchten Lkws. Nach dem Fall des Handelsembargos ist  Gütertransport angesagt. Das darf auch Deutschland freuen, immerhin nach Italien der zweit wichtigste Handelspartner Libyens. Den wirklich sehenswerten alten Ksar von Nalut mit seinen Wohnungen und Speichern besuchen wir nicht noch einmal, wir kennen ihn schon. Eigentlich müssten hier in Nalut nochmals unsere Pässe abgestempelt werden, aber die Polizeistation hat zu. Die Beamten sind wohl in der Mittagspause. Wir ziehen die Anoraks enger, damit der eiskalte Wind nicht so hindurch blasen kann und beschließen, uns erst im nächsten Ort polizeilich zu melden.

Unterwegs nach Darj

Wir verlassen Nalut in Richtung Darj . Auch hier muss es kräftig geregnet haben, denn das Land steht unter Wasser. Jeder für die Bewässerung eines Olivenbaums gegrabene Trichter ist zu einem kleinen Tümpel geworden. Die Landschaft wird zunehmend karger. Langsam verlieren sich die letzten Grasbüschel. Wir erreichen eine Steinwüste.

Nach einer ziemlich eintönigen Überlandfahrt kommen wir nachmittags in Dadj an und versorgen uns in einem kleinen, der Tankstelle gegenüberliegenden Laden, mit frischem Weißbrot. Als wir bezahlen wollen, ruft uns der junge Mann ein fröhliches „Bienvenus!“ zu. Geld will er für das Brot keines annehmen. Brot ist, wie viele Güter des täglichen Lebens, in Libyen hoch subventioniert. Immerhin ist Libyen dank seiner Erdölvorkommen das reichste Land Afrikas und ein Großteil der Einnahmen kommt tatsächlich den 5,8 Millionen Bürgern in Form von subventionierten Gütern, kostenloser Krankenversorgung (auf Wunsch werden sogar Behandlungen im Ausland bezahlt) und eines funktionierenden  Schulwesens zu Gute.

Gleich nach Darj verlassen wir die Teerstraße und biegen nach links in ein Wadi ab. Wir beschließen hier Lager zu machen, da der Palmenhain sehr hübsch und es schon fünf Uhr ist. Noch während wir beim Gulasch sitzen, ziehen neue schwarze Regenwolken auf. Hektisch wird alles weggepackt. Unsere beiden Tuareg haben ihren Lagerplatz, etwas von uns abgesondert, unter einer hohen Palme bezogen und ein Feuerchen zum Kochen entzündet. Ein ihnen abgebotenes Zelt hatten sie abgelehnt. Bei den ersten Tropfen kommen sie dann aber doch gerne auf das Zelt-Angebot zurück. Ein chaotischer Zeltaufbau erfolgt bei Dunkelheit und einsetzendem Sturm.

Zum Bir Fartasse

Diese Nacht war noch kälter als die vorangegangenen. Morgens erreicht das Thermometer ganze 1°C! Wir durchqueren das Wadi und folgen zunächst der Piste entlang einer Ölpipeline in südöstlicher Richtung. Muhamat erklärt, dass die hier aufgestellten alten Autoreifen keine Wegzeichen seien, sondern dem Abstecken von Claims dienten. Beidseitig ist die Pipeline von tiefen Gräben gesäumt und so gelingt es uns erst nach einiger Zeit, einen Durchschlupf zu finden, um die Pipeline zu überqueren.

Vereinzelt begegnen wir Kamelherden. Kaum wird Muhamat eines Kamels ansichtig, wird er ganz aufgeregt, hüpft auf dem Autositz herum, macht uns auf das Tier aufmerksam, strahlt über das ganze Gesicht. Es ist offensichtlich, wem sein Herz gehört, auch wenn dem Kamel nachgesagt wird, dass es seinerseits keine Bindungen zu Menschen aufbaut. Doch Muhamats Begeisterung ist verständlich, vergegenwärtigt man sich, welch echtes Wundertier das Kamel, oder richtiger gesagt Dromedar, doch ist. Anatomisch bestens gerüstet für heiße, trockene Gegenden speichert es das Wasser in den Blutkörperchen und zwischen den Gewebezellen und kann so sein Körpergewicht um 25% steigern. Im Höcker deponiert das Tier Fett und so gibt der Füllzustand des Höckers Aufschluss über seinen Allgemeinzustand. Die Herden, denen wir begegnen, erfreuen sich sichtlich eines großartigen Allgemeinzustands. Und wie gerne bewundern wir ihren hochnäsigen Blick unter den so wunderschön lang geschwungenen Wimpern!

Wir durchqueren ein Gebirge aus Geröll, wo es laut Djima noch vereinzelt Mufflons geben soll. Allerdings schrecken wir nur einen Hasen auf. Mitten in der Steinwüste sind kleine Seen, Regenoasen, entstanden. Dort grünt es und eine Art Wüstenginster ist erblüht. Muhamat erzählt, wie er mit dem Wüstenginster, in einer Falle ausgelegt, Hasen fängt. Uns dienen die Blumen als Tischschmuck.

Langsam artet die Fahrt zu einem Slalom zwischen Wasserlöchern aus. Überall dort, wo der Sand dunkel erscheint, ist er nass und somit für uns zu einer gefährlichen Schlammfalle geworden. Wir fahren nach Muhamats Anweisungen kreuz und quer durch das Gebiet, um die Senken weiträumig zu umgehen. Muhamat kennt sich hier bestens aus und erzählt, wie er diesen Teil der Sahara alleine mit seinem Kamel durchquerte und dabei oft sieben Tage auf keinen Menschen stieß.

Dann passiert, was wir schon lange befürchtet hatten: der Rote kommt einem Wasserloch zu nahe, fräßt sich in den Schlamm. Wir stecken bis zu den Achsen fest und es geht nicht mehr vorwärts noch rückwärts. Es hilft nichts, der Blaue muss seinen Bergegurt aktivieren und den Roten rückwärts aus der Schlammfalle ziehen. Irgendwie hatte ich mir meinen Wüstenaufenthalt doch ein bisschen trockener vorgestellt!

Abends finden wir am Rande eines kleinen Wadis einen netten Lagerplatz. Doch schon am nächsten Morgen geht die Fahrt durch die Seenlandschaft weiter. Es handelt sich um keine Fata Morgana oder sonstige Luftspiegelung. Nein,  das ist alles sehr real. Seen und feuchter Sand soweit das Auge reicht. Man braucht plötzlich überhaupt nicht mehr viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie es in prähistorischer Zeit war, als die Sahara wirklich noch von großen Seen bedeckt war, oder wie es zukünftig, nach der Klimakatastrophe, in einer neuen Eiszeit aussehen könnte.

Wir erreichen den Bir Fartasse (JPS: N28°49.503/E10°44.306). Sehr stolz erzählt Muhamat, sein Großvater, Mahamar Algarby Ramadane, hätte diesen Brunnen, der 20 Meter tief sei, einst gegraben. Wir sind beeindruckt und legen am Brunnen unsere Mittagspause ein.

In einem kleinen Wadi steht ein  Pick-up mit mehreren Menschen. Djima erzählt, die Männer würden im Wadi nach „Tarfasse“, also Trüffeln, graben. Der rote und weiße „Tarfasse“ wächst  nach Regenfällen in den Senken und wird teuer nach Israel und Ägypten verkauft.

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