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Zu Gast bei Gadhafi
Eine Reise durch die libysche Sahara 2004
TEIL 2
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Durch den Idhan von Ubari

Langsam geht die Steinwüste in eine Sandwüste über, erste Dünen tauchen auf. Wir lassen Luft aus den Reifen. Muhamat macht uns auf dunkle Steine aufmerksam, die so leicht wie Glas in der Hand liegen, und spricht von dem großen See, der in grauer Vorzeit diese Fläche bedeckte, und an dessen Ufern Dinosaurier grasten. We can imagine!

Am nächsten Tag erreichen wir das Dünenfeld. Muhamat beginnt im Sand ein Loch zu graben. Er will wissen, wie weit die Durchnässung des Sandes reicht. Er kann den Arm bis zum Ellenbogen in nassen Sand stecken, also an die 40 Zentimeter. Unsere beiden Tuareg schütteln ungläubig die Köpfe. Wie muss es auch hier geregnet haben! Doch jetzt ist der Himmel tiefblau und die Sonne strahlt.

Die Dünen sind hoch und es ist für uns nicht unbedingt ersichtlich, wie das gefürchtete Dünenfeld am besten zu nehmen ist. Jetzt entfalten sich Muhamats Qualitäten. Sicher weist er mit der Hand den Weg, zeigt die Ausgänge aus den Dünentälern, deutet, in welchem Winkel die Düne angefahren werden soll. Der feuchte Sand trägt gut und so gestaltet sich der Weg durch die Dünen als absolut easy-going. Wir bleiben kein einziges Mal stecken und unsere Jungs sind angesichts der fehlenden Action fast ein bisschen enttäuscht. Als wir abends noch mit einem wunderschönen Dünenlager belohnt werden, ist der Tag perfekt!

Heute morgen hat es 4°C. Wenn das kein Fortschritt ist! Nach einigen Kilometern Fahrt erreichen wir den Bir Tissekawene (JPS: N27°55.008/E11°01.374), was soviel heißt wie Antilopenhörnchen-Brunnen. Der Brunnen ist mit Blechen abgedeckt.

Bei der Weiterfahrt wechseln sich verschiedene Wüstenlandschaften ab, auf Dünengebiete folgen Geröllkessel. An mehreren zur Orientierung errichteten Steinmännchen, den sogenannten Redjem oder Alam, und am aufgelassenen Bir Atchane (JPS: N27°04.232/E10°32.017) vorbei, erreichen wir am  Spätnachmittag das Wadi Torhawene (JPS: N26°56.882/E10°26.112). Es bietet mit seinem Akazienbewuchs schöne Lagerplätze. Akazien versorgen sich mit ihren bis zu 40 Metern langen Wurzeln aus tiefen Bodenschichten mit Grundwasser. Am Rande des Wadis bilden geschichtete Schieferplatten eine bergige Erhöhung. Bei einem Spaziergang auf dessen Plateau finden sich hühnereigroße, vulkanische Kugeln und die sehr gut erhaltene Schale eines Straußeneis. Etwas außerhalb des Wadis zieht eine Kamelherde vorbei.

Kamele am Bir Halou

Am nächsten Vormittag erreichen wir den Brunnen Bir Halou (JPS: N26°42.154/E10°18.495).  Es arbeiten einige Kamelhirten am Brunnen, wo mittels einer Pumpe sauberstes Trinkwasser zur Oberfläche befördert wird. Während wir unsere Wasserkanister füllen, tauschen wir ein bisschen Süßigkeiten und Zigaretten mit den dunkelhäutigen Männern. Sie sind mit einem Pick-up hier, auf dem Wassertanks montiert sind, die am Brunnen gefüllt werden. Dieser Wasserwagen begleitet die Herde, um die Kamele in der Wüste mit Wasser versorgen zu können. Kamele werden von Libyern nur noch zu Prestigezwecken gehalten. So wie bei uns der Wohlhabende am Wochenende zu seinem Segelboot an ein Gewässer fährt, so fährt der betuchte Libyer am Wochenende zu seinen Kamelen ins Wadi. Als Kamelhirten fungieren Schwarzafrikaner.

Und da trifft auch schon die Kamelherde, die gestern abend an unserem Lager vorbeizog, am Brunnen ein. Ein drei Tage altes Fohlen läuft locker mit. Die Strecke vom Lager gestern bis hierher zum Brunnen betrug immerhin 35 km. Kamelstuten sind ein ganzes Jahr trächtig, dann geben sie ein Jahr lang täglich bis zu zehn Liter ihrer so nahrhaften Milch. Die männlichen Tiere, meist kastriert da sonst recht rauf- und beißlustig, werden in der Regel als Schlachtvieh verkauft. Und dann gibt es natürlich die wunderbaren Reittiere, helle, am besten weiße, langbeinige Tiere.

Ein paar Meter neben dem Brunnen findet sich ein kleines, natürliches, schilfumrandetes Wasserbecken. Die Gegend hier ist reich an Wasser und gut versorgt mit Brunnen.

Auf der Weiterfahrt durch die sandige Ebene erschließt sich die ehemalige Seenlandschaft deutlich. Die Ufer der Seenbecken  sind anhand der Schieferabstufungen gut zu erkennen, ebenso die geriffelten ehemaligen Seeböden. Seit einiger Zeit sind wir nun schon im Idhan Ubari, oder Edeien Ubari, einem großen Sanddünengebiet unterwegs. Wir kommen an Felskegeln vorbei, auf deren Spitze Redjem thronen, verlassen eine Bergkette, durchqueren Pässe, fahren an Plateauabbrüchen entlang. Ein beeindruckender Schieferberge wird von Muhamat als Berg Harahrhi, oder zumindest hört sich der Name so oder ähnlich an, bezeichnet. Die Landschaft aus Steinen und rotem Sand ist wunderschön.. Immer tiefer steigen wir ab in eine Schlucht und erreichen die Dünenkette Diwuana (JPS: N26°21.981/E10°11.033). Da die Düne steil abfällt, gestaltet sich die Durchquerung als schwierig. Auch Wichtl auf seinem Motorrad muss sich schwer durch den Sand kämpfen. Djima bezeichnet ihn als unseren Mehari, den Reiter. Als wir endlich die Durchquerung geschafft haben, geht es stundenlang über schwarze Geröllfelder. Anschließend erwartet uns die Belohnung in Form eines wunderschöner Lagerplatzes inmitten einer Sicheldüne. Die Krönung des Abends ist ein Lammcouscous.

Von Al Awaynat nach Ubari

Am nächsten Vormittag stoßen wir im rechten Winkel auf die Teerstraße nach Al Awaynat. Es begegnen uns etliche Motorradfahrer, die auf der Fahrt in den Akakus sind. Die Konturen dieses Bergmassivs zeichnen sich in der Ferne ab. Al Awaynat besitzt eine Tankstelle, eine Post, und einen kleinen Markt. Wir decken uns mit frischem Obst und Gemüse ein. Als Verkäufer verdingen sich natürlich nur Schwarzafrikaner. Bei einer Marktfrau erstehe ich ein Glas mit einer klebrig-braunen Masse, nur „pour femme“, wie mir versichert wird. Frau wirft etwas von dieser Masse in die Glut eines Öfchens, worauf sich süßlicher Wohlgeruch verbreitet. Diesen Wohlgeruch soll frau sich nun an ein bestimmtes Körperteil fächeln. Wenn’s was bringt... Auch einige junge Tuareg sind hier als Händler tätig. Sie erzählen, sie seien 15 Jahre alt, kämen aus Burkina Faso und dem Niger und verkauften hier ihren traditionellen Silberschmuck an Touristen. Da greifen wir natürlich auch zu, erstehen mehrere der aus Sterlingssilber gefertigten Tuareg-Kreuze. Muhamat kauft zwei aus bunten Lederriemen geflochtene Schlüsselanhänger und schenkt sie mir. Eine kleine Wiedergutmachung dafür, dass er mir versehentlich vor ein paar Tagen die Autotür beim Öffnen an den Kopf geknallt hat. Ist doch schon lange verziehen!

Und schon sind wir wieder auf der Teerstraße auf dem Weg nach Ubari. Hier verlässt uns Muhamat. Er hat ein bisschen Probleme mit seiner Gesundheit, ein Husten plagt ihn, und Temo versorgt ihn noch mit Medikamenten. Muhamat kehrt heim zu seiner Frau, zu seinen fünf Kindern, zu seinen Enkeln. Schade! Es war nett, mit Muhamat zu reisen.

Die Stadt Ubari ist seit unserem letzten Aufenthalt sehr gewachsen, modern geworden, verfügt über reichlich Läden, Cafes, Restaurants. Am großen Kreisverkehr lungern viele junge schwarze Männer herum, die meisten aus Nigeria stammend. Nach der langen Fahrt durch die Sahara auf den überfüllten Schmuggel-Lkws sind sie hier gestrandet und warten darauf, von den Einheimischen einen Job als Tagelöhner angeboten zu bekommen. Wie viele von ihnen werden in der Hoffnung auf eine Zukunft den Weg bis an die Küste Libyens und darüber hinaus über das Mittelmeer bis Europa finden?

Wir kehren in einem kleines Restaurant ein. Es wird von einem Türken betrieben, den es vom Schwarzen Meer hierher verschlagen hat und der tatsächlich, wie es sich für einen guten Dönerverkäufer gehört, auch ein bisschen deutsch spricht. Wir fühlen uns fast wie zu Hause. Essen und Trinken für alle kosten 12 Dinar, das entspricht ungefähr 8 Euro.

Da die Bäckereien alle geschlossen haben, bekommen wir schon wieder das Brot geschenkt. Diesmal von einem Passanten, den Djima nach einer Bäckerei gefragt hat, weil er sah, dass er etliche Weißbrotstangen unter dem Arm getragen hat. Das Brot überlässt er uns gerne. Er besorgt sich morgen neues.

Leider sind wir schon wieder zu einer Zeit in Ubari angekommen, zu der die Polizeistation bereits geschlossen hat. Wir haben unsere Pässe immer noch nicht abgestempelt und das wird langsam zum Problem. Also suchen wir uns nicht weit außerhalb von Ubari, links von der Teerstraße nach Germa, nahe den Dünen, einen Lagerplatz.

Unterhalb eines Hügels schlagen wir unsere Zelte auf. Auf dem Hügel befindet sich eine abgestorbene Tamariske. Angenehmerweise sind Tamarisken dornenfrei. Ihre Wurzeln und  ihr herabgefallendes Gezweig bilden Barrieren für den Sand, der sich zu einem Hügel auftürmt, auf dem dann die Tamariske thront. Tamarisken können sehr salzhaltiges Wasser aufnehmen. Das Salz scheiden sie durch dafür vorgesehene Poren aus den Blättern wieder aus. Auf unserem Tamarisken-Hügel wohnt eine Schakalfamilie. Wir können ihren Bau bestaunen. Djima erzählt die Geschichte vom freundlichen Schakal, der stets die Menschen vor Hyänen und anderen gefährlichen Tieren warnte und so ein guter Freund des Menschen wurde. 

Am nächsten Morgen geht es zurück nach Ubari. Wir füllen unsere Vorräte in den gut ausgestatteten Läden mit Milch, Säften, Konserven, Gemüse zu sehr günstigen Preisen auf. Der Telefonladen ist zwar bestens mit modernsten Computern ausgestattet, doch die Telefonverbindungen  funktionieren heute leider nicht. Dafür kommt Djima schon nach kurzer Zeit freudestrahlend mit unseren abgestempelten Pässen von der Polizeistation zurück. Er hätte sogar die Privatnummer des Polizeichefs bekommen, damit er künftig auch zu Nicht-Dienstzeiten die Stempelei erledigen könne. Na prima!

Garamantenland: Fezzan und seine Hauptstadt Germa

Wieder sind wir auf der Teerstraße Richtung Germa unterwegs. Entlang der Straße gibt es viele bewässerte Felder. Da entdecke ich plötzlich Weinstöcke. „Du vin!“, rufe ich laut, worauf mir Djima entsetzt widerspricht, „No! Ce n’est pas du vin!“, nein, kein Wein, nur für den Verzehr bestimmte Trauben.

Die Fahrt geht durch den Fezzan . In dieser Landschaft waren einst die Garamanten zu Hause, Germa war ihre Hauptstadt. Die Garamanten schufen eines der mächtigsten Berberreiche, schon von den alten Griechen und Römern gefürchtet und bekämpft. Weder die Vandalen noch Ostrom konnte sie unterwerfen, das gelang erst den Arabern. Nach der Unterwerfung zogen sich die Garamanten in noch unwegsamere Gegenden zurück. Sie gelten als die Vorfahren der heutigen Tuaregvölker. Im Anschluss an die arabische Eroberung erlebte der Fezzan eine bewegte Geschichte: zuerst herrschte das wilde Volk der Tubu, im 14. Jahrhundert setzte sich dann der Herrscher von Marokko durch, der im 16. Jahrhundert von den Türken abgelöst wurde. Ihnen folgten im 20. Jahrhundert die Italiener, die erste archäologische Grabungen vornahmen. Zu besichtigen gibt es hier die Garamantensiedlung Zinchecra mit Höhlen- und Erdgräbern, das Grabmal der römischen Prinzessin Lucilla und ein kleines, nett gemachtes Museum, das frühe Feuersteine, Pfeilspitzen, Reibeschalen, Garamantengräber und Tuaregsättel bewahrt.

Mursuk und seine bewegte Geschichte

Weiter folgen wir der Teerstraße von Germa nach  Murzuk. Wie Timbuktu ist auch Murzuk eine der legendären Saharastädte. Ihre traurige Berühmtheit erlangte sie als größter und wichtigster Umschlagplatz für den Sklavenhandel, der sie reich und mächtig machte. Von Murzuk aus startete im Auftrag der englischen Regierung im März 1850 die große Sahara-Expedition gegen den Sklavenhandel, an der auch Heinrich Barth teilnahm. Der Geograph Barth war der erste Weiße, der saharische Felsbilder entdeckte und beschrieb. Als er bei einem seiner Erkundungsausflüge fast verdurstet wäre, retteten ihn Tuareg.

Auf dem Rückweg aus dem Sudan folgte die damalige Sahara-Expedition  der berühmt-berüchtigten Sklavenstraße, der Bornu-Route, die vom Tschadsee bis nach Mursuk führte, wo Barth nach fünfjähriger Expedition wieder im Juli 1855  eintraf. Später erlangte Barth große Berühmtheit durch sein fünfbändiges Werk „Reisen und Entdeckungen in Nord- und Zentralafrika“.

1914 eroberten die Italiener Mursuk. Sie mussten aber bereits im selben Jahr mit Hilfe eines Lkw-Konvois vor Aufständischen gerettet werden. Erst 15 Jahre später erreichten wieder Lkws die Stadt und gelang Italien erneut ihre Eroberung. Das Fort kann man noch besichtigen, ebenso die Überreste der verlassenen Altstadt. Häufig findet man heute die aufgelassenen Altstädte und deren Umgebung von Schwarzafrikanern bewohnt, während die Libyer in den modernen Zentren, errichtet abseits der zerfallenen Lehmbauten, ihre Wohnstatt gefunden haben.

Bei der Ausfahrt aus Mursuk verirren wir uns in dem Labyrinth einer Emigrantensiedlung. Wir könnten uns  auch in Schwarzafrika befinden. Eine eigene Infrastruktur ist entstanden, dort lädt ein Restaurant ein, da bietet ein Bäcker Brot feil, und in diesem Hinterhof schlachtet ein Metzger gerade ein Schaf. Die Menschen winken uns freundlich doch etwas irritiert zu.

Durch den Idhan von Mursuk

Endlich finden wir die Piste nach Al Gatrun. Die Luft wird aus den Reifen gelassen. Wir erreichen eine große Ebene, soweit das Auge reicht nur Sand, von Sträuchern durchsetzt und von Geröllflecken durchzogen.

Die Nacht haben wir am Rand einer kleinen Palmenoase verbracht und feiern heute früh als erstes Korbinians Geburtstag. Er hatte die letzten Tage Fieber und Schüttelfrost, doch nun befindet er sich schon wieder auf dem Weg der Besserung.

Nachdem sich gestern die Fahrt nach GPS als unergiebig erwiesen hatte, wollen wir heute wieder der Piste folgen, die in den Idhan von Mursuk führt. Den Bir Mostoura lassen wir links liegen. Doch was heißt Piste! Es geht querfeldein durch ein Dünenfeld und wir bleiben ständig stecken. Die Beschaffenheit des Sandes bleibt uns ein Rätsel. Gerade trägt er noch so schön und plumps, schon sitzen wir wieder fest, ohne dass man am Sand optisch die geringste Veränderung bemerkt hätte. Schaufeln – stecken – fahren – stecken – schaufeln – fahren ... dem Blauen verbiegt es die Sandbleche und eines reißt sogar ab. Wir treten den Rückzug in nordöstliche Richtung an. Doch der Blick auf wunderschöne Dünenformationen entschädigt für die Plackerei. Denn wenn  aus einem Sandfeld plötzlich eine Düne empor steigt, die in Form einer Pyramide direkt aus dem Sand in den Himmel zu wachsen scheint, weiß man, woher sich die alten Ägypter die architektonischen Anregungen holten, um für die Ewigkeit zu bauen. .

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