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Reisebericht
 ALBANIEN ENTDECKEN
Eine Reise durch das Land der Skipetaren

Kapitel IV


Der Süden: byzantinische Basiliken
und malerische Strände
 

Die Straße verläuft neben dem Fluss Vjose über Permet nach Kelcyra, wo wir nach Tepelena abbiegen. Von dort folgen wir der Straße in südlicher Richtung durch einen Naturpark  bis Gjirokastra., das im Dropolli-Tal liegt und dessen Stadtviertel sich an Hügel schmiegen, hinter denen sich steile Berge erheben.

Gjirokastra gehört zu den sogenannten „Museumsstädten“  Albaniens. 1336 erstmals erwähnt, wurde die Stadt keine hundert Jahre später von den Türken erobert. Sie war Geburtsort von Enver Hoxha, Gründungsmitglied der Kommunistischen Partei Albaniens, Ministerpräsident, Innen- und Verteidigungsminister des Landes und bis zu seinem Tode im Jahre 1985 der unumstrittene kommunistische Führer Albaniens. Ein weiterer Sohn der Stadt ist der Schriftsteller Ismael Kadare, der mit dem Roman „Chronik in Stein“  seine Geburtsstadt verewigte und dessen Buch „Der General der toten Armee“, verfilmt mit Marcello Mastroianni und Michel Piccoli, Weltruhm erlangte.

 Wir beziehen in dem am Hauptplatz gelegenen Hotel Cajupi ein großes Appartement, das pro Nacht 3.000 Lek (ca. 24 €) kostet. Auch wenn die Einrichtung ein bisschen altmodisch anmutet, ist es gemütlich, sauber, mit einem modernen Bad und Klimaanlage ausgestattet, und zu unserer Freude verfügt es über einen Balkon, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf die schiefergedeckten Altstadthäuser und die nahegelegenen Berge hat.

Am Ende des Platzes befindet sich das griechische Generalkonsulat. Obwohl es für Albaner sehr schwierig ist, ein Visum für Griechenland zu erhalten, hat sich davor eine lange Schlage gebildet. Besonders verbittert die Albaner, dass sie bei Ablehnung des Visaantrags kommentarlos im Pass einen entsprechenden Vermerk erhalten und die recht hohen Visagebühren nicht rückerstattet werden.

Von der anderen Seite des Platzes geht die Bazarstraße ab. Gleich im ersten Restaurant essen wir gut und preiswert zu Abend. Noch zwei weitere Tische sind mit Touristen besetzt. Auch hier machen wir die Erfahrung: man wird herzlich aufgenommen und zuvorkommend bedient.

Der neue Tag erwacht. Der Morgen ist sonnig und strahlend-frisch, die Berge sind mit einem goldenen Schimmer überzogen und die Bergluft duftet würzig-frisch. Wir besuchen das mit Bäumen beschattete Café am Platz. Café wird hier ganz wörtlich genommen: in einem Café gibt es Kaffee, basta, keinen Kuchen, kein Cornetto, von einem Frühstück ganz zu schweigen. Die Albaner frühstücken Joghurt, Brot, Käse mit Milch oder Saft und das zu Hause.

Vor uns an der Haltestelle hält der Stadtbus von Gjirokastro ; er trägt die Beschriftung „Hessen-Express“. Wir greifen aber nicht auf dieses Nahverkehrsmittel zurück, sondern fahren mit dem eigenen Auto hinauf zur sehr gut erhaltenen Festung, die als Armeemuseum dient, bestückt mit Mörsern, Kanonen und anderen Waffen. Der Museumswärter erzählt uns gleich voll Bedauern, dass er gestern im Fernsehen gesehen habe, wie ein für Deutschland kämpfender  albanischer Schwergewichtsboxer gegen einen Amerikaner in der dritten Runde verloren hat. Ja, wirklich sehr schade!

Von hier oben sieht man gut die am Hang liegenden mächtigen, alten türkischen Wohntürme, die aus den anderen Häusern herausragen. Wir visieren  einen davon an und machen uns mit dem Auto auf dem Weg. Leider kommen wir etwas unterhalb des Hauses heraus und müssen den restlichen Weg zu Fuß bewältigen. Wir stellen unser mit Gepäck vollgepacktes Auto am Straßenrand ab und sind etwas skeptisch, ob wir es da auch lassen können. Sogleich kommt eine Oma und bedeutet uns, wir bräuchten uns überhaupt keine Sorgen zu machen, hier komme nichts weg. Das entspricht eigentlich auch unserem Gefühl, egal, ob in dem quirligen Tirana oder mitten auf dem Lande, überall konnten wir bisher unseren Kangoo bedenkenlos parken.

Am ehemaligen Haus der Familie Zekati aus dem späten 18. Jahrhundert angekommen, führen uns zwei Frauen, Mutter und Tochter, durch das stattliche, zweiflüglige Gebäude. Drei Stockwerke geht es hinauf, ganz oben zu den repräsentativsten Räumen, ausgestattet mit wunderbar geschnitzten Holzdecken, Wandschränken und reichen Wandmalereien. Neben den Sanitärräumen gab es im Haus sogar eine Sauna.

 

Unsere beiden Fremdenführerinnen freuen sich, dass uns das Haus so beeindruckt,  verabschieden uns mit im Garten frisch gepflückten Feigen und begleiten uns noch ein Stück des Weges.

Unser nächstes Ziel ist das 16 km entfernte Bergdorf Labova. Wir folgen der Schnellstraße Richtung Südosten, bevor wir in die Berge abbiegen und uns erst einmal verfahren. In den Dörfern, durch die wir kommen, beschatten wunderbar große Platanen die Plätze, auf denen alte Männer ihren Plausch halten. Wir nehmen ein Stückchen einen alten Bauern mit, der ins nächste Dorf möchte.

Die richtige Abfahrt von der Schnellstraße ist Libonove, dann geht es Richtung Pogon/Zagon, und endlich kommen wir an eine Abzweigung mit der  Ausschilderung Labova. Die dortige Marienkirche Shen Maria wird einmal auf die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts, mal auf das 13. Jahrhundert datiert und ist wohl die bedeutendste byzantinische Kirche Albaniens; ihr einzigartiger Stil erlaubt keine baugeschichtliche Zuordnung.

 

Die Basilika beeindruckt sehr, auch wenn die restaurierte Kuppel immer noch schief ist und Risse im Gebäude eine baldige Renovierung anmahnen. Aus dem Nachbargehöft kommt ein Mann gelaufen, der uns eine Eintrittskarte verkauft und die Kirche aufsperrt. Er versucht auf Griechisch uns, die wir wenige Brocken verstehen, die Basilika zu erläutern, ihre Ikonen, die Ikonostase, die Leuchter und den Thron. Wir bedanken uns mit einem angemessenen Trinkgeld.

Der christlich-orthodoxe Glaube ist vor allem in Südalbanien verbreitet. Früher einmal gehörten die orthodox Gläubigen der griechisch-orthodoxen Kirche an, bis der Politiker (er war u.a. Außenminister, Ministerpräsident und Teilnehmer an prokommunistischen Kongressen), Schriftsteller, Komponist und Bischof Fan Noli 1908 als Pope von New York City das erste Mal die Messe in albanischer Sprache las und damit den Grundstein für eine albanisch-orthodoxe Kirche legte, deren Bischof in den USA er auch gleich wurde.

Draußen blüht und duftet die Macchia. Zurück auf der Schnellstraße, teilt sich diese schon bald: geradeaus geht es zur griechischen Grenze, zum nur wenige Kilometer entfernten Grenzübergang Kakavije, von dem aus die Straße weiter zu der griechischen Stadt Ioannina  führt. Wir aber folgen der kleinen, landschaftlich sehr reizvollen Bergstraße Richtung Saranda. Hier werden Forellen (Trofte ) zum Kauf angeboten. In dieser Gegend lag einst das antike Phoinike, die Hauptstadt von Epirus.

Wir halten in Mesopotam und besuchen zuerst die wohl originellste byzantinische Kirche in Albanien, Shen Kolli ( Hl. Nikolaus) und anschließend bei den Ruinen des Klosters einen griechischen Friedhof.

Da die Straße weiter nach Saranda und Buthrint führt, die wir diesmal nicht besuchen wollen (siehe Reisebericht September 2004) , biegen wir in der nächsten Ortschaft bei der großen Tankstelle rechts ab Richtung Vlora. Der Küstenabschnitt von der griechischen Grenze bis Vlora gilt als „albanische Riviera“ und soll entsprechend der in der Zukunft erwarteten Exklusivurlauber mit Infrastruktur versehen werden. Die Europäische Gemeinschaft übernimmt für in Albanien angelegtes und investiertes Geld die Bürgschaft. Ein albanisch-italienisches Konsortium baute hier an der Küste einen Yachthafen mit 1000 Anlegestellen, Appartements, Hotels, Restaurants, Pools. Vor einem Jahr kostete der Liegeplatz 18.000 €, heuer ist der Preis schon auf 25.000 € gestiegen – was im Vergleich zu Italien oder Frankreich aber immer noch sehr günstig ist.

Und in der Tat ist es richtig, hier von der albanischen Riviera zu sprechen: der Küstenabschnitt ist wunderschön! Unten liegt das azurblaue Meer mit feinsten Sandstränden, oberhalb der Küste schlängelt sich die Straße entlang. Der Ort Lukova verfügt über ein properes neues Hotel, Lukova Palace.  Wir halten bei einem kleinen Straßenrestaurant, lassen uns von einer griechischsprachigen Familie mit gegrilltem Fisch, griechischem Salat und Retsina verwöhnen. Es sind noch andere Gäste da: ein Journalist aus Athen, der sich in Gjirokastra einkaufen möchte, und ein albanisch-stämmiger Amerikaner aus Massachusetts, der seinen alten Vater besucht. Beide schwärmen von der Ursprünglichkeit dieser Landschaft und von den „schönen“ Herzen ihrer Bewohner, auch wenn diese nur wenig besäßen und ihnen das Leben viel abverlange. Darauf lassen wir mit einem „Jamas“ die Weingläser erklingen, unser Blick schweift über das in der nachmittäglichen Sonne träge glitzernde Meer, und im Hintergrund erklingt ein Sirtaki, ausgestrahlt vom Radiosender der nahegelegenen Insel Korfu.

Weiter folgen wir der Küstenstraße nordwärts, deren Ausblicke uns immer wieder zu Vergleichen mit dem italienischen „Amalfi-Drive“ nötigen, allerdings mit der Ausnahme, dass dort die malerischen Sandstrände nicht mit militärischen Bunkern überzogen sind. Auch auf dieser Straße empfiehlt sich eine defensive Fahrweise, denn Albaniens Nutztiere bevölkern unbegleitet auch hier die Fahrbahnen.

Nachdem wir Banki mit seinem Wasserfall und dem darüber gebauten Restaurant/Café hinter uns gelassen haben, taucht Porto Palermo vor uns auf, eine Halbinsel mit einer türkischen Festung aus dem 19. Jahrhundert, erbaut von Ali Pascha. Noch bis vor kurzem war die Halbinsel strenges militärisches Sperrgebiet, doch heute spielt das Militär in Albanien wohl keine so wichtige Rolle mehr.

Wir erreichen Himara. Der Name des Ortes stammt aus der griechischen Mythologie, wo der Name „Chimäre“ für ein dreiköpfiges bzw. –gestaltiges, feuerschnaubendes Ungeheuer stand. Heute finden sich hier keine Ungeheuer mehr, ganz im Gegenteil, unser Hotel Prodnime Deti direkt am Strand (das Doppelzimmer mit Bad kostet 3.000 Lek/24 € pro Nacht) bietet modernen Komfort und wunderbaren Meerblick. Wir können nicht wiederstehen und hüpfen abends um sechs noch in die Fluten. So erfrischt machen wir uns auf den Weg, den Ort zu erkunden: seine moderne Strandpromenade, die kleinen Boutiquen, hübschen Restaurants, gut besuchten Cafés; aber auch einige noch unentsorgte Betonplatten von Abrisshäusern können bestaunt werden.

Beim Frühstück (d.h. wir trinken mal wieder nur Kaffee) auf der Hotel-Terrasse  können wir sogar die kleinen, Korfu vorgelagerten Inseln Erikoussa und Othoni ausmachen. Wir beobachten die großen Mittelmeerfähren, die vielleicht nach Korfu, Patras oder Brindisi unterwegs sind, und auf denen sich bestimmt auch einige der 800.000 Albaner befinden, die in Italien und Griechenland als Gastarbeiter ihr Glück versuchen und immerhin 750 Millionen Euro im Jahr nach Hause überweisen.

Während anfangs die Straße in Richtung Vlora noch in einem sehr schlechten Zustand ist, wurde sie am steilen Llogara-Pass mit EU- und Weltbankgeldern bereits sehr gut ausgebaut. Oben befindet sich der Llagora Nationalpark und ein Ausflugsrestaurant. Am Straßenrand wird Honig zum Verkauf angeboten.

Bei der Abfahrt sehen wir vor uns die Halbinsel Karaburun liegen, dahinter ist schon die Bucht von Vlora mit vielen kleinen Hotels und Restaurants auszumachen. Doch vorher kommen wir noch durch Dhermi, ein kleiner, von einem Kloster überragter Ort mit drei Kirchen und einem wunderbaren Sandstrand.

Die Hafenstadt Vlora macht einen modernen Eindruck mit ihrer palmengesäumten Einkaufsstraße, den modernen Hochhäusern und Restaurants. Nachdem wir im fast mondänen Vlora International (Doppelzimmer mit(!) Frühstück: 50 €) nahe am Hafen Quartier bezogen haben, machen wir uns auf den Weg zur Stadtbesichtigung. Besonders sehenswert ist die Muradie Moschee   aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. In Baudenkmälern hat sich kaum etwas von der abwechslungsreichen Geschichte Vloras niedergeschlagen, das bereits im 5. Jahrhundert als Bischofssitz erwähnt wird, unter anderem von den Normannen erobert wurde, zum Desporat Epirus gehörte, später zum anjouvinischen Königreich,  dann zu Serbien und später von den Türken erobert wurde. 1912 wurde in Vlora die Unabhängigkeit Albaniens proklamiert, so dass man Vlora  als erste Hauptstadt Albaniens bezeichnen kann, von 1914 bis 1918 war es dann wieder einmal besetzt: diesmal von Italien.

Wir erstehen zwei CDs mit wirklich schöner albanischer Volksmusik. Dann werfen wir einen Blick in den piekfeinen Supermarkt, der ausschließlich italienische Artikel führt – von Campari  bis Gesichtscreme, und das zu ganz schön heftigen Preisen. Wer kann sich das leisten? Bestimmt nicht die kleinen, mageren, schmutzigen Jungs mit zerschlissenen T-Shirts, wahrscheinlich Roma, die draußen in den vollen Müllcontainer kriechen, um ein paar leere Getränkedosen zu ergattern.