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So erfrischt setzen wir unseren Weg bis Tata fort, die größte der Bani-Oasen, mit ihren hübschen, blau gekachelten Arkadengängen. Dann geht es weiter über die
Speicherburg von Imitek und vorbei am Djebel Tanamrout mit seinen 1826 Metern. Wir haben die südlichsten Punkte unserer Reise erreicht, von nun an geht es wieder nordwärts, mitten hinein in den
Anti-Atlas. Zunächst folgen wir der Ausschilderung nach Igherm durch kurviges Bergland. Die ins sonnige Morgenlicht getauchten wunderbaren Felsformationen und Gesteinsstufen – entstanden
durch tektonische Verwerfungen, die sich zu gewaltigen Steilwänden auftürmen - schimmern in allen nur denkbaren Rotschattierungen und bieten mit ihren teils quer-, teils
längsgestreiften Maserungen einen wahren Augenschmaus. Dazwischen finden sich immer wieder Palmenoasen. Seit wir morgens losgefahren sind, sind uns fast keine
anderen Fahrzeuge begegnet und so haben wir praktisch die Straße für uns alleine. Wir kommen immer höher in die Berge, die Häuser sind wieder aus Stein gemauert und die
Menschen kleiden sich nach Berberart in Indigoblau. In Igherm, das auf 1800 m liegt, ist es plötzlich recht frisch. Hier gibt es leckere Oliven
zu kaufen. Die dazugehörigen Bäume haben wir schon auf der Fahrt gesehen. Von nun an geht es wieder bergab. Auf den Berghängen
finden sich wunderschöne Kakteen und wir können nicht widerstehen, ein paar Ableger abzuschneiden, um sie mit nach Hause zu nehmen. Ein weißer, dick-klebriger Saft, tropft aus den Schnittstellen, der sich kaum
mehr vom Messer entfernen lässt. Und jetzt beginnt auch schon das Gebiet der Argane- oder Eisenholzbäume. Die struppigen Bäumchen zählen zu
den ältesten Bäumen der Welt: es gibt sie seit 25 Millionen Jahren. Heute kommen sie jedoch nur noch in einem kleinen Gebiet Südmarokkos vor, das die UNESCO zum
Biosphärenreservat erklärt hat. Die Bäume haben kleine, runde, grüne Früchte, die äußerst bitter sind, aber ein sehr hochwertiges Öl liefern, das so genannte Arganeöl. Es schmeckt intensiv
nussig und wird heute in Genossenschaften, häufig Frauenkooperativen, gewonnen und neben der Küche auch in der Kosmetik verwendet.
Wir kommen hinab in eine große Ebene. Der heiße Gluthauch hat uns wieder und Lagerplätze sind weit und breit nicht auszumachen. Linker Hand geht es nach Agadir, doch wir fahren geradeaus Richtung Taroudant
durch ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet mit vielen Orangenbäumen und Bananenplantagen.Der neben den Überresten der Kasbah Freija gelegene Pascha-Palast aus dem 19. Jahrhundert wurde zum Ried Freija Hotel
umgebaut, das mit bunten Fähnchen grüßt. Wir können nicht widerstehen und buchen uns ein. Die Pascha-Suite leisten wir uns nicht, sondern nur ein kleines Zimmer mit Dusche, aber das exquisite Abendessen, eingenommen im
romantisch-illuminierten, mit wunderbaren Kachelmosaiken ausgestatteten Innenhof mit Springbrunnen hat schon Extraklasse. Auf der Weiterfahrt führt eine Brücke über das Ouet Souz,
das sich vom Osten bis an den Atlantik erstreckt. Kurz danach kaufen wir auf Empfehlung des Hotelmanagers im Ort Ait-Yazza am Markt das gute Arganeöl, den Liter zu neun Euro.
Dann erreichen wir
Taroudannt, das inmitten des landwirtschaftlich genutzten Sous-Gebiets liegt und von einer acht Meter hohen Lehmmauer aus dem 18. Jahrhundert umgeben ist. Die Stadt war im 16. Jahrhundert unter den Saadiern
Hauptstadt, bevor diese nach Marrakesch verlegt wurde. Gold, Silber und vor allem Sklaven wurden an diesem wichtigen Karawanenumschlagplatz gehandelt, der zugleich
landwirtschaftliches Zentrum war. Das rege Handelsleben der Stadt findet heute noch seinen Niederschlag in dem quirlig-bunten Souk. Doch leider nehmen wir uns für eine
Besichtigung nur wenig Zeit, denn wir wollen heute noch den Hohen Atlas durchqueren. |